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LANDESMUSEUM TRIER
Startseite > Aktuelles > Gastbeiträge > „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“

Gastbeiträge


„Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“

Landesmuseum Trier

Sonderausstellung im Rheinischen Landesmuseum Trier

Erstmals haben die Landesmuseen in Trier und Mainz gemeinsam ein Ausstellungsprojekt realisiert. Ergebnis ist eine faszinierende Präsentation, die sich intensiv mit der Geschichte der römischen Großgarnison Mogontiacum und dem Leben der Legionäre dort befasst.

Ein Beitrag von Andreas Pecht

Das Rheinische Landesmuseum Trier zeigt derzeit und noch bis zum 7. April 2013 eine Sonderausstellung zur provinzialrömischen Geschichte, die in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich ist. Beispielsweise kann sich niemand erinnern, dass je zuvor die Landesmuseen Mainz und Trier ein Gemeinschaftsprojekt auf die Beine gestellt hätten. Nicht, dass die beiden Häuser zerstritten gewesen wären. Sie gingen eher aufgrund ihrer historischen Territorialzuordnung seit Generationen einfach je eigene Wege. Trier hatte im 19. Jahrhundert zur Preußischen Rheinprovinz gehört, Mainz zum Großherzogtum Hessen.

Die jetzige Schau „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“ ist also eine Kooperationspremiere – nicht zuletzt erwachsen aus folgendem Umstand:  Seit einigen Jahren sind die rheinland-pfälzischen Landesmuseen zusammen mit Landesarchäologie, Landesdenkmalpflege, Burgen- und Schlösserverwaltung unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz vereint. Daraus ergeben sich ungeahnte Impulse und Synergien, die für den Umgang mit dem  kulturhistorischen Erbe sowie dessen Vermittlung an die Öffentlichkeit ganz neue Perspektiven eröffnen. „Im Dienst des Kaisers“ darf dafür als gelungenes Beispiel gelten.

Damit wären wir bei der nächsten Ungewöhnlichkeit. Die rund 250 römerzeitlichen Exponate der Sonderpräsentation in Trier stammen fast ausschließlich aus Beständen des Mainzer Museums. Römische Artefakte vom Rhein zuhauf ausgerechnet in die Antikenmetropole mit Welterbe-Status an der Mosel transportieren, wo an römischen Hinterlassenschaften gewiss kein Mangel herrscht: Heißt das nicht Eulen nach Athen tragen? Keineswegs. Das wird beim Rundgang durch die Ausstellung rasch deutlich, denn sie hebt auf einen speziellen Aspekt provinzialrömischer Kulturgeschichte ab, der in Trier keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt: das römische Militär. Warum?

Trier und Mainz wurden kurz vor Christi Geburt im Zuge der Expansionspolitik des Kaisers Augustus fast gleichzeitig gegründet. Weshalb übrigens beide bis heute – Gott sei Dank in meist nur augenzwinkernder Konkurrenz –  Anspruch auf den Titel „älteste Stadt Deutschlands“ erheben. Folgenschwerer ist, dass Trier und Mainz in ihrer römischen Epoche völlig unterschiedliche Entwicklungen nahmen. Die Moselstadt wurde imperiales Verwaltungszentrum nördlich der Alpen und Kaiserresidenz; eine eher zivil geprägte Metropole mit zeitweise bis zu 100 000 Einwohnern. Mogontiacum (Mainz) hingegen war über vier Jahrhunderte primär eine Militärgarnison – neben Xanten die größte des Imperium Romanum an der „germanischen Front“.

In Mainz am Rhein die Truppen. Zeitweise waren hier bis zu vier Legionen gleichzeitig stationiert; gut 22 000 Mann zuzüglich Hilfstruppen und Tross. In Trier an der Mosel Beamte, Politiker, die großen Handelshäuser und mehrfach der kaiserliche Hof. Aus dieser imperialen „Aufgabenverteilung“ auf dem Gebiet des heutigen Rheinland-Pfalz ergeben sich auch ganz unterschiedliche archäologische Funde in beiden Städten. Und die jetzige Ausstellung bringt nach Trier, was es dort weniger gibt, in Mainz hingegen in Fülle vorliegt: Zeugnisse der militärischen Seite des Römerlebens in der germanischen Frontprovinz. Kern der Schau sind römische Soldatengrabsteine, von denen es nirgendwo in Deutschland so viele konzentriert sind wie im Bestand des Mainzer Museums.

Womit wir bei einer weiteren Ungewöhnlichkeit der Ausstellung „Im Dienst des Kaisers“ wären:  Sie erfüllt auf einnehmende Art die alte Forderung an archäologische und kulturhistorische Präsentationen, steinerne Geschichtszeugen auch für Nichtfachleute „zum Sprechen“ zu bringen. Das beginnt bereits im Foyer mit einem Gedenkstein, den das ausstellungsdidaktische Konzept von einem Ereignis anno 196 n. Chr. „erzählen“ lässt: Damals tobte im Imperium ein Bürgerkrieg um die Macht – und rückte die in Mainz stationierte 22. Legion in Eilmärschen heran, um Trier von der Belagerung durch feindliche Römertruppen aus Britannien zu befreien. Zum Dank schenkten die Trierer den Mainzern ein Jahr später besagten Gedenkstein – der nun von der engen Verbindung der beiden Städte in römischer Zeit zeugt.

Mit Soldatengrabsteinen aus dem Umfeld des einstigen Legionenlagers auf dem Mainzer Kästrich –  strategisch günstig gelegen gegenüber der Main-Mündung in den Rhein – beginnt in den weiteren  Ausstellungsräumen die Auffächerung der Garnisonsgeschichte von Mogontiacum. Neun Legionen insgesamt waren dort im Verlauf des 1. nachchristlichen Jahrhunderts stationiert.  Acht dieser Legionen werden in Trier durch je einen Grabstein für einen ihrer Soldaten repräsentiert. So bekommen die Legionäre Namen, Gesichter, Individualität.

Da ist beispielsweise der Grabstein eines Lucius Naevius. Die Inschrift verrät, dass der Mann in Turin zur Welt kam, 45 Jahre alt wurde und 23 Jahre im Dienste des römischen Militärs stand. Lucius gehörte der 14. Legion an, die zusammen mit der 16. im Jahre 13 vor Chr. in die nahezu menschenleere Gegend von Mainz einmarschierte und dort ein erstes Holz-Erde-Lager errichtete. Da ist der Grabstein des bedauernswerten Gaius Cassius Geminus, aus Mailand, zur 15. Legion gehörend, aber schon nach einem Dienstjahr 20-jährig verstorben. Andere Steine berichten von anderen Soldaten und ihren Einheiten – die erst das Imperium nach Germanien hinein bis an die Elbe ausweiten sollten, nachher den Limes und noch später wenigstens die Rheingrenze gegen die Germanen halten.

Steinerne Zeitzeugen, originale Arbeitsgeräte, dazu Repliken, Modelle und eine Multimedia-Inszenierung umreißen den Ausbau von Mainz im 1. und 2. Jahrhundert zur Großgarnison mit Straßen, Doppellager aus Stein, neun Kilometer langem Aquädukt, 420 Meter langer Rhein-Brücke, Handels- und Kriegshafen, Mithras-Tempel... Waffen, Uniform-Elemente, mannigfache Utensilien  aus dem Gepäck der Legionäre und andere archäologische Fundstücke verbinden sich mit den Informationen von den Grabsteinen zum plastischen Bild soldatischen Lebens damals.

Wir begegnen dem römischen Militär in seiner Funktion als Bautruppe, die teils bis in die Umgebung der heutigen Orte Worms, Rheinzabern oder Großkrotzenburg ausrückte, um dort von eigener Hand Ziegel anzufertigen. Wir lernen über seinen Grabstein einen Soldaten Namens Monimus kennen. Er gehörte den in eroberten Provinzen ausgehobenen Hilfstruppen an. Das Steinrelief zeigt ihn mit Pfeil und Bogen, weist ihn so als Mitglied einer aus dem Libanon stammenden Spezialeinheit von Bogenschützen aus, die den Mainzer Legionen zugeordnet war. Oder wir können aus dem Grabmal des in Mainz aus unbekannten Gründen verstorbenen kaiserlichen Vorkosters Zosimus, dass Kaiser Domitian anno 83 hier geweilt haben muss, um seinen Feldzug gegen die Chatten vorzubereiten. Wir erleben Mogontiacum erst als Frontstandort, dann als  auch wirtschaftlich aufblühende Etappenstadt im Schutze des Limes, nach dessen Aufgabe wiederum als – zusehends gefährdete – Frontstadt.

So verwebt diese Ausstellung vor dem Hintergrund der großen Geschichte die Erzählung vom Werden und schließlichen Vergehen (ab dem 4. Jahrhundert) der Garnison Mogontiacum mit der Erzählung über das Leben der Legionäre. GDKE-Chef Thomas Metz liegt wahrscheinlich richtig mit seiner am Eröffnungstag geäußerten Annahme, diese Präsentation – die nachher selbstredend auch in Mainz gezeigt wird – werde auf ziemlich großes Interesse stoßen. Konzentration auf die militärische Seite der römischen Provinzialkultur nördlich der Alpen; festgemacht an einer der wichtigsten Rhein-Garnisonen Roms und damit durchaus auch exemplarisch für die anderen Legionsstandorte am Rhein; ausgehend von „zum Sprechen“ gebrachten steinernen Geschichtszeugen im Verbund mit anderen Artefakten: Ein derart konzipierte Ausstellung ist weder für Trier noch für Mainz noch für die weitere Umgebung erinnerlich.

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Der Autor dieses Beitrags, Andreas Pecht (*1955), lebt bei Koblenz. Er war viele Jahre Redakteur im Kulturressort der Rhein-Zeitung. Für diese und andere Medien schreibt er seit 2005 als freier Journalist/Publizist über Theater, Literatur und Musik, über Kulturgeschichte, Politik und Geistesleben. Im Internet unterhält er den Artikeldienst www.pecht.info  

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Der neue Direktor des Landesmuseums Trier                                                                      


Am Rande der Ausstellung „Im Dienst des Kaisers. Mainz – Stadt der römischen Legionen“ hatte der Autor Gelegenheit, den neuen Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier kennenzulernen: Dr. Marcus Reuter, der bei der Ausstellungseröffnung vom rheinland-pfälzischen Kulturstaatssekretär Walter Schumacher offiziell in sein Amt eingeführt worden ist. Der lebhaft und unternehmungslustig wirkende Mittvierziger lässt sich vom Startphasen-Stress die gute Laune nicht verderben: „Ich fühle mich hier in Trier pudelwohl. Für jemanden, der sich mit römischer Archäologie beschäftigt, ist dieser Standort das Nonplusultra“, erklärt Reuter.

1966 in Idstein/Taunus geboren, studierte Reuter in Freiburg provinzialrömische Archäologie und war zunächst als Leiter mehrerer Grabungen und in der Limes-Forschung tätig. Zum Museumsbetrieb kam er 2003 über die wissenschaftliche Mitarbeit an der Stuttgarter Landesausstellung „Imperium Romanum – Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau“. Von 2005 an bis zu seinem Wechsel nach Trier arbeitete Reuter am LVR-Römermuseum Xanten, das er mit aufbaute und dessen Leitung er 2010 übernahm.

In Trier sieht Reuter nun die Aufwertung des dortigen antiken UNESCO-Welterbes als eine seiner  zentralen Aufgaben an. Vordringlich sind nach seinen Worten: Auf- und Ausbau der musealen  Präsentation in den Antikenstätten, deren Vernetzung untereinander sowie mit dem Rheinischen Landesmuseum. „Mit den Erfahrungen aus Xanten im Rücken wird das eine sehr spannende Aufgabe“, freut sich Reuter. Als nächstes Zwischenziel schwebt ihm für 2014 das Thema „Die römische Stadt“ vor. Dabei soll eine Ausstellung im Landesmuseum, ergänzt um eine Präsentation im Amphitheater, am Beispiel Trier erhellen, wie sehr auch in den römischen Provinzen „der Traum von Rom“ den Städtebau beherrschte.

Von da an möchte Marcus Reuter jährlich eine Sonderpräsentation und alle drei bis vier Jahre eine überregional bedeutsame Ausstellung zu einem großen kulturgeschichtlichen Thema realisieren. „Damit wollen wir zügig beginnen, denn das Interesse der Menschen an der Antike ist heute gewaltig, während auf dem Markt der Römerausstellungen in Deutschland derzeit eher wenig los ist. Das kann für Trier und sein bedeutendes Römer-Erbe eine wirklich große Chance sein.“ (ape)    

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